Vor einigen Tagen bei der Kinderärztin. Eine Mutter mit ihrem etwa 3 1/2 jährigen Sohn beginnt mit mir ein freundliches Gespräch. Sie blickt versunken auf Matti im Tragetuch, etwas sentimental ist ihr Blick.
Sie wendet sich wieder ihrem Kind zu, um es weiter anzuziehen. Plötzlich dreht sie sich wieder zu mir und sagt: "Gottes Segen für Sie." Ich war ziemlich perplex, diese Worte hat nie zuvor jemand zu mir gesagt.
Als Heidin wusste ich nichts darauf zu antworten, bedankte mich mit einem Lächeln.
Was hätte ich dieser Mutter antworten können?
Etwa: "Der Segen der Göttin sei bei Ihnen/Ihrer Familie?"
Vorschläge?
Alchemilla - 30. Nov, 12:33
So ziemlich um die Ecke von meinem Haus befindet sich der Mauerstreifen. Vor vielen Jahren wurde die Stadt durch die Grenze geteilt, doch heute noch könnten die beiden Stadtteile nicht unterschiedlicher sein. Ich wohne auf der Ostseite in einem eher gehobenen Wohnviertel laut Mietspiegel. Es gibt vorwiegend kleine Einfamilienhäuser, ruhige Straßen und viel Grün. Es ist ein alter Stadtteil mit alten Häusern viele um 1900.
Auf etwas abenteuerliche Weise gelangt man in den ehemaligen Westteil. Die Straße hoch, um die Ecke gebogen gelangt man auf ein altes Industriegebiet. Jedoch davor ist eine undefinierbare Brachlandschaft mit teils hohem Unkraut, Bäumen. Über eine leichte Anhöhe am Zaun entlang, kommt man in einen kleinen ungepflegten Stadtwald. Einige Meter weiter dann plötzlich Schienen und direkt im Anschluss daran kommt eine Teerstraße. Hier sind hohe "Plattenbauten" ghettoähnlich. Es handelt sich um eine schwierige, unsichere etwas verruchte Wohngegend.
Vor einigen Tagen musste ich mal wieder über diese Grenze. Der Hingweg war schnell und leicht. Auf dem Rückweg dämmerte es und bevor ich die große Teerstraße erreichte war es dunkel geworden. Ich wusste, was dies bedeutete: es würde schwierig werden, den richtigen Pfad zu finden. Ich erreichte die Bahnschienen und schon hier überfiel mich ein mulmiges Gefühl, irgendwie war es aber auch abendteuerlich und geheimnisvoll. Es war dunkel und still. Ich überquerte die Schienen und folgte meiner inneren Intuition. Natürlich habe ich einen Pfad erwischt, welcher mich nicht auf den kurzen Weg in mein Wohngebiet führte. Ich folgte dem Pfad jedoch und ließ mich und meine Gedanken treiben. Sträucher, Gestrüpp und Bäumer versperrten mir den Weg, so dass ich oft ausweichen musste. Alles sieht so anders aus im dunkeln, ich hatte bei Tageslicht nie bemerkt, wie viele Pfade es hier gibt. Es ist ein bisschen wie zu Samhain, ich höre das Raunen und Flüstern der Alten.
Gab es diese Pfade bereits vor 20 Jahren?
Wie sah es hier aus, als die Mauer in unmittelbarer Nähe stand? Zwei Welten treffen aufeinander, ohne Mauer geballter denn je...
Alchemilla - 30. Nov, 12:29